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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 689

Schalenrapier (Glockenrapier), im spanischen Stil, französisch um 1846. Gefäss signiert von Manceaux, Paris. Klinge von der königl. Manufaktur Châtellerault signiert und 1846 datiert.

Verschraubtes Eisengefäss, quaderförmiger Knauf mit gerundeten Kanten, geschnittener, ornamentaler Blattdekor, kugeliger Ösenaufsatz mit kleinem, beweglichem Ring. Sechskantiger Griffbügel, Griffbügelfortsatz in einer Knospe endend, lange sechskantige Parierstange ebenfalls mit Knospenenden. Das schalenartige, durchbrochen gearbeitete Stichblatt weist einen ornamentalen Bänderdekor auf, Schalenbasis voll, geschnittener symmetrischer Blätterdekor. Den massiven, achtkantigen Eisengriff bedeckt ein geschnittener Dekor, der eine Griffwicklung imitiert. Die ebenfalls achtkantige Griffbasis ist mit Blattranken geschmückt.
Zweischneidige Klinge (Länge 86 cm, Breite 3 cm), volle Wurzel, schmaler Mittelhohlschliff zwischen zwei breiteren Hohlschliffen, geätzte Signatur: «Manufre Rle de Châtellerault / Aôut 1846». Stahlscheide, zwei Ringbänder, Schlepper, gravierter Dekor im Mund- und Stiefelbereich, Rankenwerk, Ornamente, Besitzerinitialen «ASM» oder «AM», dazu ein Familienwappen: Doppeladler bedeckt von diagonalen Balken mit drei Sternen, über dem Wappen ein bekrönter Helm mit Bügelvisier und einem Flügelpaar als Helmzier. Jeden der Flügel schmückt ein Stern. Im Mundbereich punzierte Signatur, «MANCEAUX A PARIS».

Gesamtlänge: 105 cm Gewicht (ohne Scheide): 880 g
Provenienz: Hôtel des ventes, Lyon, Importante collection d'armes de chasse, 12.5.1969, Nr.27 (Experte M.Johnson).

Kommentar

Als Hersteller dieses Schalendegens im spanischen Stil, eine typische Waffenkreation des Historismus, kommt Joseph François Manceaux in Frage. Er war Chef der Blankwaffenproduktion in der Manufaktur von Versailles und liess sich ca.1806 als Degenschmied mit einem eigenen Geschäft in Paris nieder. Schon zur Kaiserzeit auch noch späterhin unterhielt er für die Blankwaffen-Manufaktur Klingenthal (Elsass) ein offizielles Klingendepot. 1819 erhielt Manceaux ein Patent für ein Degengefäss mit klappbarem Stichblatt. Er produzierte primär Griffwaffen, verkaufte in seinem Geschäft auch Schusswaffen und entsprechendes Zubehör, die in späteren Jahren möglicherweise aus der Produktion seines Sohnes stammten. Um 1840 befand sich sein Geschäft am Quai Napoléon 27, Paris.
Sein Sohn François Jules Manceaux, erwähnt 1838 - 1873, Büchsenmacher und Degenschmied, bezeichnet sich als «Fabricant d'armes», er meldet von 1847 bis 1873 hauptsächlich im Schusswaffenbereich mehr als 20 Patente an. Von 1838 bis 1855 leitete Jules Manceaux die Schusswaffen-Manufaktur von Tulle und betrieb gleichzeitig in Paris eine Produktionsstätte. Um 1855 etablierte sich Manceaux junior ebenfalls am Quai Napoléon, Haus Nr.31. Vgl. B 645, eine weitere Arbeit von Manceaux.
Literatur: Heer, Stockel II, S.749. Le «Qui est qui» de l'arme en France de 1350 à 1970, hg. Jean-Jacques Buigne et al., La Tour du Pin 2001, S.269 - 270. Yves Cayre, Histoire de la manufacture d'armes de Tulle de 1690 à 1970, 1970, S.116-117, 132.