zurück
zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 103

Säbel,
schweizerisch, kantonal, um 1830, Offizier, unberittener Jäger, Artillerie, Compagnie
d’Arquebusiers, Genf

Messinggefäss, aus gegossenen und ziselierten Teilen zusammengesetzt, vergoldet. Griffkappe mit Adlerkopfabschluss, geschweifter, flacher und gewinkelter Griffbügel in die vierkantige Parierstange übergehend. Das stark ortwärts gebogene, schildförmige Stichblatt mit Volutenabschlüssen zeigt im Zentrum zwischen Eichenlaub und Lorbeerzweig ein gewundenes Horn über einer flammenden Granate. Schwarzer, vierkantiger Holzgriff, auf der Vorder- und der Rückseite geschnittene Waffelmuster.
Rückenklinge (Länge 75 cm, Breite 2,8 cm), breiter Hohlschliff, Klinge zu zwei Dritteln gebläut, vergoldeter Ätzdekor: Trophäen, Ranken. Stahlscheide wohl alt ergänzt, zwei Neusilber-Ringbänder, Schlepper. Schlagband: vergoldetes Band; an beiden Rändern und in der Mitte feine rote Streifen, Gold-Troddel mit Bouillons.

Gesamtlänge: 88,3 cm, Gewicht (ohne Scheide): 770 g, Gewicht (mit Scheide): 1210 g
Provenienz: Antiquar Otto Staub, Freiburg 1961.

Kommentar

Ein weiterer Säbel in Privatbesitz, signiert «Lauret Genève», ist mit einem identischen Gefäss ausgestattet. Jean Lauret (1795 – 1864) von Beruf Hutmacher, eröffnete 1826 in der Arcade de la Monnaie unweit der Kasernen ein Geschäft für den Verkauf von Hüten und Posamentierartikeln. Sein Angebot umfasste auch militärische Kopfbedeckungen, Epauletten etc. sowie Säbel und Degen. Lauret bezog die Griffwaffen von einem unbekannten Hersteller und verkaufte sie mit oder ohne seine Lieferantensignatur vor allem an Angehörige der Genfer Miliz. Auch der Säbel aus der Slg. Carl Beck dürfte bei Lauret erworben worden sein. Dank dem ganzfigurigen Porträt des Schützenkönigs des Exercice de la Navigation von 1826, Edouard Odier, kann die Waffe zugeordnet werden. Odier liess sich in der Uniform eines 1. Unterleutnants der «Chasseur à pied» abbilden. Er trägt gut sichtbar einen Säbel mit Adlerkopfknauf sowie mit Horn und Granate geschmücktem Stichblatt. Das gleiche Säbelmodell erscheint auf einem zweiten Gemälde, das von Jean Pierre Repingon, Schützenkönig des Exercice de l’Arquebuse 1819 und 1826, in Auftrag gegeben worden war. Repingon war Leutnant bei der «Compagnie d’arquebusiers», Teil des Genfer Artillerie-Bataillons. Die Stahlscheide des vorliegenden Exemplars gibt zur Vermutung Anlass, dass nicht nur unberittene sondern auch berittene Artillerieoffiziere von dieser Waffe Gebrauch machten.

Literatur: Schneider/Meier, Griffwaffen op. cit., S. 87. Emile Joyet, Un sabre d’officier genevois vers 1830, Le Brécaillon, Bulletin de l’Association du Musée militaire genevois, No 5, 1986, S. 12/18. Jürg A. Meier, Corps militaire genevois, ein seltenes Uniformenblatt um 1818/20, Revue 8/9, Schweizerische Gesellschaft für Historische Waffen- und Rüstungskunde, S. 169/170.