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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 157

Degen, bayerisch um 1880, Offizier, Artillerie, sog. Interimsdegen. Geschenk deutscher Offiziere oder eines deutschen Regiments von ca. 1904/05 an Oberstdivisionär Dr.Hermann Heller (1850-1917), aus Büron Kt.Luzern. Klinge signiert Johann Strobelberger, München (Lieferant), Firma Kirschbaum, Solingen (Hersteller).

Verschraubtes Eisengefäss, vernickelt. Griffkappe, verschraubte, ovale Abschlussscheibe; der flache, vierkantige Griffbügel mündet in die Parierstange mit gerundetem, ortwärts gebogenem Abschluss. Beidseitig Lappen mit Mittelgrat. Mit Fischhaut (franz. «le galuchat») bespannter, gerillter Griff, Silberdrahtwicklung.
Rückenklinge vernickelt (Länge 84 cm, Breite 1,7 cm), volle Wurzel (Fehlschärfe) doppelte Rückenkannelüre, Helmmarke (Firma Kirschbaum, Solingen), auf dem Rücken Lieferantensignatur, «JOH.STROBELBERGER MÜNCHEN», Ätzdekor: Devise, «In Treue fest», auf einem Schriftband, berieben. Eisenscheide vernickelt, einige Dellen, Öse mit Tragring. Schlagband eidg.Ord. 1877/85, Offiziere.

Gesamtlänge: 97,8 cm Gewicht (ohne Scheide): 580 g
Provenienz: Geschenk von Amtsrichter Hermann Heller, Sohn des Oberstdivisionärs Heller, Luzern, 12.11.1960.

Kommentar

Dr.Hermann Heller (1850-1917), Präsident des Luzerner Bezirksgerichtes 1877-1917, Stadtpräsident von Luzern 1891-1916, Ortsbürgerrat 1887-1917, Grossrat 1877-1917, Nationalrat 1891-1917, während mehrerer Jahre Vorsitzender der radikaldemokratischen Fraktion der Bundesversammlung, Mitglied des Bankrates der Schweiz.Nationalbank und des Verwaltungsrates der Schweiz.Bundesbahnen. Oberstdivisionär, Kommandant der Gotthardbefestigung 1900 und der 4.Division 1902. Bei diesem Degen den Heller gemäss Angaben seines Sohnes 1904/05 von einem «hessischen Regiment» erhalten haben soll, handelt es sich um einen Interimsdegen für bayerische Artillerieoffiziere, der wie die Helmmarke der Solinger Firma Kirschbaum belegt, vor 1883 hergestellt worden ist.
Literatur: R.Cronau, Geschichte der Klingenindustrie Solingens 1885, Solingen 1885, S.47, Marke 189. Gerd Maier, Süddeutsche Blankwaffen, Teil II, Bayern, Oberhöfen 1970, Interimssäbel «um 1890». Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, 4.Bd., Neuenburg 1927, S.135-136. Jean Perfettini, Le galuchat, un matériau mystérieux, une technique oubliée, Edition H.Vial 2005, S.12-23.