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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 156

Degen, eidgenössische Ordonnanz 1911, Feldprediger. Lieferantensignatur Schweiz.Uniformenfabrik AG, Bern, Zürich, Lausanne, Genf, datiert 1942, Waffennr.607.

Verschraubtes Neusilbergefäss, aus gegossenen und ziselierten Teilen zusammengesetzt. Olivenförmiger Knauf, Vorder-und Rückseite sowie der Halsansatz mit ornamentalem Blattdekor, Knaufseitenflächen glatt, abschraubbarer Vernietknauf. Der Griffbügel mit Dekor im Neurokokostil mündet in die Parierstange mit kugeligem Abschluss. Zweiteiliges Stichblatt, nierenförmige Hälften, die quartseitige Hälfte ist leicht knaufwärts, die terzseitige grössere Hälfte ortwärts gebogen, sie zeigt im Zentrum das Schweizer Wappen zwischen Neurokoko-Dekorelementen. Mit Fischhaut (franz. «le galuchat») bespannter, gerillter Griff, feine Messing-Silberdrahtwicklung, Zwinge.
Zweischneidige Klinge (Länge 80,2 cm, Breite 1,5 cm), lange volle Wurzel, geätzte Lieferantensignatur, « SCHWEIZ: Uniformenfabrik A:G BERN - ZÜRICH LAUSANNE - GENF 1942», geschlagenes eidg.Kontrollzeichen, ein kleines Schweizerkreuz in Vierpass, dazu die Waffennr. 607, restliche Klinge von sechskantigem Querschnitt, Ansatzhälfte mit Ätzdekor: symmetrisch angelegte Blattranken. Mit geschwärztem Leder bespannte Eisenscheide, etwas berieben, Eisenblechgarnitur vernickelt, Mundblech mit Traghaken, Stiefel, auf dem Ortknopf der eidg. Kontrollschlag.

Gesamtlänge: 94,4 cm Gewicht (ohne Scheide): 440 g
Provenienz: Dr.Hugo Schneider, Zürich, März 1961.

Kommentar

Die Gesellschaft der schweizerischen Feldprediger richtete am 25.April 1911 ein Gesuch an das Eidgenössische Militärdepartement, «es möchten die Feldprediger mit einem Degen als Wahrzeichen des Offiziers bewaffnet werden». Die Reaktion des Departements vom 18.August war positiv: «Das Militärdepartement beantrage, dem Gesuche zu entsprechen, da die Feldprediger in ihrem Tenue (Mütze und schwarzer Gehrock) tatsächlich nicht genügend offiziersmässig erschienen.» Feldprediger hatten gemäss Art. 55 der Militärorganisation von 1874 den Rang eines Hauptmanns. Da der Offiziersdegen eidg. Ord. 1899 für die Feldprediger als zu schwer erachtet wurde, gab man einem leichteren Degen als die zweckmässigere Griffwaffe den Vorzug. Man wählte ein in Solingen erhältliches Degenmodell, das bereits in ähnlicher Form für Reichspostbeamte und für den sächsischen Hof Verwendung fand. Im Unterschied zu den in Deutschland gebräuchlichen Modellen wurde für Feldpredigerversion als Gefässmaterial anstelle des Messings Neusilber gewählt. Das Stichblatt dekorierte man mit dem Schweizerwappen, der Griff erhielt eine Fischhautbespannung
Literatur: Blankwaffen der Kaiserzeit (Reprint des Katalogs der Firma Weyersberg, Kirschbaum & Co. Erschienen zwischen ca.1895-1910, in: Waffengeschichte Chronica Reihe: W 102 -109, hg. Karl R.Pawlas, Nürnberg 1968, Fabriknr. 10, «Postdegen», Fabriknr.138, «Sächsischer Hofdegen». Bieri/Meier, Schweizer Griffwaffen op.cit., S.21, Nrn.44/45 mit Abb. Schneider/Meier, Griffwaffen op.cit., S.58. Hansrudolf Fuhrer, Kirche in der Armee, Zürich 1985, S.58-61. Hugo Schneider, Der eidgenössische Feldpredigerdegen, in: Schweizer Waffen-Magazin, Nr.10, 1985, S.522-525. Jean Perfettini, Le galuchat, un matériau mystérieux, une technique oubliée, Edition H.Vial 2005, S.12- 23.