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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 40

Zweihänder, deutsch Ende 16.Jahrhundert. Klinge gemarkt von Christoph Ständler, München.

Eisengefäss, grosser Knauf mit konischem Ansatz und halbkugeliger Nietfläche, durch vier vertikale Zierrillen symmetrisch unterteilt, einfacher geschlagener Dekor, Vernietknauf. Die vierkantige Parierstange weist ebenfalls einen einfachen Dekor auf, Arme leicht ortwärts gebogen mit schneckenartig gerollten Enden und einem gleich gearbeiteten Paar seitlich angebrachter Zierelemente. Beidseitig der Parierstange grosse vierkantige Parierringe, innen mit lilienförmigen Einsätzen. Belederter Holzgriff.
Klinge zweischneidig (Länge 120,8 cm, Breite 3,2/4,6 cm), Fehlschärfe (Länge 22 cm) mit Resten einer Belederung, beidseitig grosse Parierdornen, sechkantiger Querschnitt mit flacher Mittelbahn, beidseitig die gleiche geschlagene Marke: Hauszeichen, «Doppelkreuz über Halbbogen», in Wappenschild.

Gesamtlänge: 167,3 cm Gewicht: 3850 g
Provenienz: Galerie Fischer, Luzern, November 1955.

Kommentar

Die Klingenmarke wurde von Stöcklein als diejenige des Klingenschmieds Christoph I. Ständler identifiziert. Der sehr wahrscheinlich aus Passau zugewanderte Ständler besass 1555 in München ein Haus samt Hammerschmiede und wurde bis 1579 erwähnt. Er belieferte auch das dortige Zeughaus. Stöcklein erwähnt fünf Zweihänder im bayerischen Armeemuseum und 33 weitere im National Museum, welche eine identische Marke aufweisen. Griffwaffen mit Klingen von der Hand Christoph I. Ständler finden sich auch in alten Wiener und Schweizer Zeughausbeständen.
Zu Ende des 16.Jahrhunderts hatten die Zweihänder ihre militärische Bedeutung weitgehend eingebüsst und wurden hauptsächlich zur Bewaffnung von Trabanten (Leibwachen), Fahnenwachen und zu Paradezwecken angeschafft. Die Erzeugnisse der Klingenschmiededynastien Ständler und Diefstetter, die sich u.a. auf die Herstellung von Zweihänder- und langen Säbelklingen spezialisiert hatten, machten München in der zweiten Hälfte des 16.Jahrhunderts bis zu Beginn des 17.Jahrhunderts zu einem wichtigen Zentrum der Griffwaffenproduktion. Vgl. auch Kommentar und Literatur zu Nr.1, Kat.Morges, Slg.C.Beck.
Literatur: Das Wiener Bürgerliche Zeughaus, Rüstungen und Waffen aus fünf Jahrhunderten, Katalog, Wien 1977, S.112, Nr.326. Schneider, Griffwaffen I op.cit., S.108-109, Nrn.153-154. Hans Stöcklein, Münchner Klingenschmiede, in: Zeitschrift für hist.Waffenkunde, Bd.5, Dresden 1909/11, S.245, S.288-289, Marke 29. Schneider, Griffwaffen I op.cit., S.108-109, Nrn.153 u. 154.