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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 171

Säbel, italienisch/Sardinien-Piemont, Modell 1775, Infanterie, Soldaten und Unteroffiziere, Bataillonsartillerie, u.a auch für die Schweizerregimenter in sardinisch-piemontesischen Diensten.

Messinggefäss, Griffkappe, Vernietknauf, der flache, gewinkelte Griffbügel und ein Seitenbügel auf mittlerer Höhe münden in das längliche, rhombische Stichblatt. Mit geschwärztem Leder bespannter, gerillter Griff, einfache Messingdrahtwicklung.
Rückenklinge, teilweise korrodiert (Länge 62,3 cm, Breite 4,1 cm), volle Wurzel, breiter Hohlschliff, Ätzdekor: Terzseite - Tatzenkreuz, Trophäe, Quartseite - Beschriftung, «VIVE LE ROI», darüber ein grosser Adler, dessen Körper das Savoyerwappen bedeckt, von Krone überhöht.

Gesamtlänge: 70 cm Gewicht: 760 g
Provenienz: Aus Privatbesitz, Nyon (Kt.Waadt) 1954.

Kommentar

König Viktor Amadeus III. von Sardinien-Piemont (reg.1773-1796) reorganisierte 1774 seine Schweizertruppen. Sie setzte sich 1787/88 aus der Hundertschweizergarde, «Cent Suisses de la Garde» ( Sollbestand 112 Mann), dem Walliser- und dem Berner-Regiment, jedes 1413 Mann stark, zusammen. Ein Regiment wurde in drei Bataillone, die Bataillone in vier Kompanien à 117 Mann gegliedert. Von den insgesamt 12 Kompanien eines Regiments taten 10 als Füsiliere und 2 als Grenadiere Dienst. Dazu kam ein Artilleriepeloton von 25 Mann, welches die sechs Geschütze der beiden Regimenter bedienen musste. Die Korporale der Füsiliere, die Grenadiere und die Artilleristen erhielten als Griffwaffe einen Säbel. Die Säbelgefässe der Wachtmeister der Schweizer Regimenter waren gemäss einer Aussage von May de Romaînmôtier versilbert.

Auch die Schweizer Regimenter erhielten das mit königlichen Beschluss vom 2.März 1775 angenommene neue für die Infanterie bestimmte Säbelmodell. Dieses entspricht dem vorliegenden Waffentyp mit einem Messinggefäss, davon wurden von 1775 bis 1797 durch die sardinisch-piemontesischen Zeughausverwaltung nachweislich 55431 Exemplare angekauft und an die Truppe abgegeben. Ob die Wachtmeister der Schweizer Regimenter tatsächlich ein Säbel Mod.1775 mit versilberten Gefässen verwendeten lässt sich mangels Belegstücken nicht beweisen.
Literatur: Wegeli, Schwerter und Dolche op.cit., S.204, Nr.758. M.May de Romainmôtier, Histoire militaire de la Suisse et celles des Suisses dans les différens services de l'Europe, Tome VII, Lausanne 1788, S.409-438. P.de Vallière, Treue und Ehre, Geschichte der Schweizer in fremden Diensten, Lausanne 1940, S.502-508. Dominic M.Pedrazzini, Le régiment bernois de Tscharner au service de Piémont-Sardaigne (1760 - 1786), 1979. Giorgio Cavalieri, Uniformi piemontesi 1671-1798, Dronero 2004, S.144-145, Abb.10. Maurizio Lupo, Le Lame del Re, Sabri & Spade dell’Armata Sabauda dal 1560 al 1831, Torino 2007, S.326-335.