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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 307

Galadegen, französisch um 1810, Hofdegen 1.Kaiserreich. Silbergefäss, Kontrollmarke Paris 1809/1819.

Silbergefäss, aus gegossenen und ziselierten Teilen zusammengesetzt, vergoldet. Olivenförmiger Knauf, Halsansatz, Vernietknauf. Der Griffbügel mündet in die Griffbasis, der Parierstangenarm endet in einem gerundeten Abschluss, zwei Ziergriffhaken. Auf dem Griffbügel und einem Ziergriffhaken Kontrollstempel für Paris ab 1809, «Garantie moyenne». Ovales, innen dekoriertes aussen glattes Stichblatt. Massiver, kolbenförmiger Griff, seitlich ornamental ziselierte Borten. Alle Gefässteile mit Ausnahme der Ziergriffhaken und der Stichblattaussenseite sind in regelmässigen Abständen mit geschliffenen, facettierten Stahlkügelchen besetzt. Die Aussenseite des Stichblatts zeigt einen fein punzierten Dekor bestehend aus einer einfachen Bordüre und kleinen, über die ganze Fläche verstreuten Kreisen.
Dreikantige Klinge ( Länge 85,6 cm, Breite 1,9 cm), tief gekehlte Seitenflächen, Ansatzviertel gebläut, vergoldeter Ätzdekor, Trophäen, Blumenzweige und Ornamente. Mit geschwärzter Schlangenhaut bespannte Scheide, Silbergarnitur, Mundblech mit Tragring, das Ringband fehlt, Stiefel.

Gesamtlänge: 101,8 cm Gewicht (ohne Scheide): 390 g
Provenienz: Galerie Fischer, Luzern, 23.6.1965, Nr. 121.

Kommentar

Gemäss Angaben im Auktionskatalog stammt die Waffe aus fürstlichem Besitz. Als Dekor für das in Paris zwischen 1809 und 1819 hergestellte silberne Degengefäss verwendete man die seit den 1760ger Jahren in England, aber schon bald auch in Frankreich zur Schmuckfabrikation hergestellten, facettierten Stahlkügelchen, sog. «cut steel». Bereits um 1776 soll ein gewisser Dauffe in Paris das Monopol für die Produktion von «Bijouterie d'Acier» inne gehabt haben. Zu Beginn des 19.Jahrhunderts entwickelten die Franzosen Schey und M.Frichot eine Maschine mit der sich Stahlperlen kostengünstig herstellen liessen. Schey stellte 1806 auf der Nationalausstellung cut steel-Erzeugnisse erfolgreich aus. Der Gebrauch von Stahlkügelchen oder Stahlperlen zum Schmuck von silbernen Degengefässen lässt sich in der Zeit des ersten Kaiserreiches nur selten nachweisen. Verbreitet waren «brillantirte» silberne Degengefässe ohne Stahlperlen, wobei der einen Edelsteinbesatz imitierende Dekor gegossen und nachziseliert wurde. Noch beliebter waren jedoch die mit stählernen Degengefässen ausgestatteten Waffen mit reichem cut-steel Schmuck. Vgl. auch Kommentar und Literatur zu B 393.
Literatur: Cut steel, ein Jahrhundert Schmuck und Accessoires aus Stahlbrillanten (1770 - 1870), Katalog, Hanau 1997, S.18-20,. 29-32. Lhoste, Epées op.cit., S.171, Nr.285, diamantiertes Silbergefäss, S.172, Nr.287, diamantiertes Stahlgefäss. Tardy, Poinçons d'argent op.cit., S.191-192.