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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 398

Degen, westliches Mitteleuropa, wohl holländisch um 1660/1670.

Eisengefäss, aus gegossenen, geschnittenen und ziselierten Teilen, geschwärzt. Kugeliger Knauf, schmaler Hals, Vernietknauf, Dekor teilweise stark reliefiert: Reiterkampfszene, terzseitig schiesst ein Reiter mit seiner Pistole auf einen quartseitig abgebildeten ebenfalls pistolenbewehrten Reiter, die Seitenflächen nehmen Belagerungsszenen vor einem mächtigen Turm ein. Der vierkantige, ergänzte Griffbügel mündet in die Griffbasis, der Parierstangenarm endet in einem knospenartigen Abschluss, Griffringe. Griffbasis beidseitig mit einer Reiterdarstellung. Die nierenförmigen Hälften des Stichblattes sind von unterschiedlicher Grösse, Dekor: Aussenseite - stark reliefierte, vielfigurige Belagerungsszene, im Vordergrund mehrere Reiter und ein Fähnrich sowie Truppen im Vormarsch, im Hintergrund ein mit Türmen verstärkter, von zahlreichen Verteidigern besetzter Mauerkranz. Innenseite - ähnliches Bildkonzept aber in einer vergleichsweise planeren und einfacheren Ausführung. Der Griff mit einer feinen Eisendrahtwicklung, vier dünnen, vertikal eingesetzten Eisenschienen sowie facettierten Zwingen wurde vermutlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts ergänzt.
Vierkantige, schmale Klinge ( Länge 86,4 cm, Breite 1,3 cm), volle Wurzel ( Länge 4,5 cm), die in doppelt kannelierte und anschliessend in tief gekehlte Seitenflächen übergeht.

Gesamtlänge: 103 cm Gewicht: 510 g
Provenienz: Galerie Fischer, Luzern, 26.6.1957, Nr.33.

Kommentar

Über ein Stichblatt in gleicher Verarbeitung mit einer vergleichbaren, vielfigurigen Belagerungsszene verfügt ein Degen im Besitz des Metropolitan Museum of Art in New York (Inv.26.145.270). Ein weiterer «holländischer» Degen, ebenfalls aus der Zeit um 1660/1670 (Sammlung Poldi Pezzoli, Mailand, Inv.2558) ist mit dem gleichen Grifftyp ausgestattet. Boccia erachtet den Griff als zugehörig. Dieser von Bashford Dean 1928 als «in the dutch manner» bezeichnete Gefässtyp, wird auch von L.Boccia (1986) Holland zugeordnet, wobei letzterer auf van der Sloot abstellt. Dieser brachte 1978 als Provenienz Nordfrankreich oder Holland in Vorschlag, weil seiner Meinung nach die Gefässverarbeitung Gemeinsamkeiten mit der Verarbeitung resp.dem Dekor gewisser Feuerwaffen aufweist, welche in diesen Gebieten hergestellt worden sind. Für weitere Angaben zu diesem Degentyp, vgl. Slg.Carl Beck, Inv.Nr.397, Katalog Morges Nr.33 mit Abb.
Literatur: Boccia/Godoy, Museo Poldi Pezzoli, Armeria II, S.451-452, Nr.678 mit Abb., speziell S.455, Nr.695 mit Abb. Dean, Court&Hunting Swords op.cit., S.11, Nr.2 mit Abb. V.Norman, Rapier & Small-Sword op.cit., S.199-212, Hilt 112. R.B.F.van der Sloot, Nederlandse Vuurwapens uit de 17e en 18e eeuw, Ausstellungskatalog, Leiden 1978, Nr.206 mit Abb. Puype, The Visser Collection, Vol.I, part 3 op. cit., S.178-179, Nr.560, S.184-185, Nr.563, S.188-189, Nr.565.