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im Sankturbanhof ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 449

Hirschfänger, deutsch Ende 18.Jahrhundert.

Messinggefäss, spitzovale Messingkappe, Parierstange mit kurzen gerundeten Armen und verdickten etwas knauf-und ortwärts gebogenen Enden. Kleines, beinahe im rechten Winkel eingesetztes Stichblatt. Griffbasis und Stichblattbordüre mit Zierrillen. Unter der Parierstange eine langovale Abdeckung für das Mundblech. Hirschorngriff, Messingzwinge.
Zweischneidige Klinge (Länge 52,2 cm, Breite 3,6 cm), linsenförmiger Querschnitt, im Ansatzbereich kurzer Mittelhohlschliff mit gravierter, kabbalistischer Zahl «1414», dazu geschlagene einfache Kreuzzeichen.
Mit braunem Leder bespannte Scheide (wohl alt ergänzt, Anfang 19.Jahrhundert) mit Beimesserfach. Messinggarnitur, Mundblech mit Tragring und Tragknopf, Stiefel. Beimesser (Klappmesser) wohl ergänzt, schweizerisch Anfang 19.Jahrhundert. Klinge aus Messing (Länge 8 cm) sig. «ARAU» dazu Meistermarke.

Waffenlänge: 66,7 cm Gewicht (ohne Scheide): 545 g
Provenienz: Aus Privatbesitz, Stein a.Rhein (Kt.Schaffhausen) 1951.

Kommentar

Diener-Schönberg lieferte in seinem Werk, «Die Waffen der Wartburg», eine plausible Erklärung zur Verwendung der Zahl «1414» als Klingendekor, wie er seit dem 2.Viertel des 17.Jahrhunderts bei unterschiedlichen Klingentypen festzustellen ist. Auf europäischen Klingen lässt sich der kabbalistische Zahlendekor bis zum Ende des 18.Jahrhunderts nachweisen. In der Kabbala kommt der Zahl «1414» eine besondere, magische Bedeutung zu, weil sie sich in «7 + 7 + 7 +7» auflösen lässt. Gemäss den Regeln der Kabbala, wie sie sich im 17./18.Jahrhundert herausbildeten, wurden die Zahlen 1, 3 und 7 als glücklich, die Zahlen 2, 4, 6 und 8 als unglücklich, die Zahlen 5 und 9 als zweifelhaft eingestuft. Die verschiedentlich festzustellende Verschiebung einzelner Ziffern von «1414» zu «1441» lässt sich gemäss Diener- Schönberg mit der bei Klingenschmieden sehr beliebten Sitte der «Permutation und Variation» von Zeichen, Buchstaben und Zahlen erklären.
Das ergänzte Beimesser, ein Klappmesser, wurde zu Beginn des 19.Jahrhunderts in Aarau, Kt.Aargau, hergestellt. Seit der Mitte des 17.Jahrhunderts in Aarau nachweisbar, florierte das Messerschmiedehandwerk vor allem im 18.Jahrhundert, um 1750 waren ca. 70 Messerschmiede aktiv.
Literatur: Lhoste/Buigne, Armes blanches, symbolisme, op.cit., S.107-109, «1414: nombre porte-bonheur?». Walter Rose, Die Klingenmarke 1414 (1441) und verwandte Zahlenmarken, Zeitschrift für Historische Waffen- und Kostümkunde, N.F. Bd.5, Berlin 1936, S.131-133. Alfons Diener-Schönberg, Die Waffen der Wartburg, Berlin 1912, S.112-113, Nr.415, S.118-119, Nr.433. Müller/Kölling, Hieb- und Stichwaffen op.cit., S.399, Nr.325 mit Abb. Peter Kleiner, Auf Messers Schneide, Die Aarauer Messerschmiede, in: Aarauer Neujahrsblätter 1995, S.25-43.