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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 663

Säbel, «Shamshir», osmanisch, um 1820/1830

Silbergefäss, unter Verwendung von gegossenen und ziselierten Teilen hergestellt, vergoldet. Vierkantige Parierstange mit knauf- und ortwärts geschwungenen Armen, welche seitlich ein von Bändern durchzogener Schuppendekor bedeckt, Abschlüsse in Form von Blumenkörben zwischen Blättervoluten. Schmale, längliche Mitteleisen, Dekor: im Zentrum ein ovales Medaillon mit Blumenkorb, umrahmt von Blüten und Bändern. Griff beidseitig mit rotbraunen Achatplatten belegt, dreifach vernietet, Nietstellen mit vergoldeten Silberrosetten abgedeckt. Im gewinkelten, gerundeten Knauffortsatz eine Öffnung für die Tragkordel. Den Griffrücken und die Unterseite bedecken mit Blumenrirlanden geschmückte Silberschienen.
Volle Damastrückenklinge, «Wootz», (Länge 80 cm, Breite 2,6 cm). Mit Fischhaut bespannte Scheide, grün getönt und poliert, Silbergarnitur vergoldet, langes Mundblech in einem Ringband endend, zweites Ringband, langer Stiefel mit Schlepper. Der en suite gearbeitete Scheidendekor besteht aus einer Folge von Blumenkörben, Bändern und Blumen.

Gesamtlänge: 94,5 cm, Gewicht (ohne Scheide): 875 g, Gewicht (mit Scheide): 1390 g
Provenienz: Vente Hôtel Drouot, Importantes armes anciennes, Paris, 5. 12. 1966, Nr. 37/38.

Kommentar

Für den neben dem Shamshir im vorderen Orient ebenso bedeutenden und verbreiteten türkischen Kilidj liefert uns Zaki eine nach wie vor gültige Definition. Dessen Klinge sei breiter, kürzer und weniger gebogen als beim persischen Shamshir, der Rücken der Shamshirklinge verlaufe beinahe parallel zur Schneide, währenddem der Rücken einer Kilidjklinge in einem Abstand von acht bis zehn Zoll vor dem Ort ende. Die im Ortbereich gerade Klinge weite sich unmittelbar aus und sei zweischneidig. Gemäss Zaki weist das Gefäss des Kilidj üblicherweise einen plattenbelegten «Pistolengriff» und eine Parierstange mit Mitteleisen auf (vgl. Kat. Nr. 24). Die vorliegende Waffe ist mit einem goldschmiedemässig verarbeiteten Kilidjgefäss, einer entsprechenden Scheidengarnitur sowie einer Shamshirklinge ausgestattet. Bei der Klassierung dieser hauptsächlich im 19. Jahrhundert verbreiteten Mischform stellt man heute im allgemeinen auf die funktionell und typologisch wichtigere Klinge ab und bezeichnet derartige Waffen als Shamshir (Zaki 1961, Jacob 1985, Katalog Riyadh 1991). Eine Ausnahme macht Henry Russell Robinson mit seinem Katalog der Orientwaffen des Museo Stibbert in Florenz, in welchem Mischformen als «Kilidj» publiziert worden sind. Im 1968 veröffentlichten Katalog der dänischen Waffensammlung E. A. Christensen verwendet die Autorin Ada Bruhn Hoffmeyer für den gleichen Waffentyp ebenfalls den Begriff «Kilidj».
Gemäss Angaben des Vorbesitzers soll der Säbel ursprünglich Alexander Berthier
(1753 – 1815), Marschall von Frankreich und Fürst von Neuenburg etc., gehört haben. Aus stilistischen Gründen müssen Gefäss und Scheidengarnitur in die Zeit von 1820/30 datiert werden, so dass bestenfalls der 1810 geborene Sohn des Marschalls, Napoléon Louis Joseph Alexandre Berthier als Besitzer in Frage kommt. Dieser bekleidete u. a. die Charge eines Pair de France und wurde 1852 von Napoleon III. zum Senator ernannt.
Literatur: Ada Bruhn Hoffmeyer, Gammelt jern – E. A. Christensens Vaabensamling, Vaabenhistoriske Aarbøger XIV, København 1968, S. 222/223, Nrn. 194/202, Abb. 58. Jakob, Armes blanches op. cit., S. 92/99. Moukthar, Musée militaire Ottoman op. cit., S.70/71. Henry Russell Robinson, Il Museo Stibbert a Firenze, Volume primo, Milano o. J., S. 203, Nr. 94, Abb 56b, S. 209, Nr. 137, Abb. 54b, S. 212, Nr. 161, Abb. 54a. Seifert, Schwert, Degen, Säbel op. cit., S. 61. A. Rahman Zaky, Introduction to the Study of Islamic Arms and Armour, Gladius 1961, Tome 1, S. 18/22, Abb. 2c, 3c, 4. Weapons of the Islamic World op. cit., S. 45, Nr. 10, S. 69, Nr. 49, S. 70, Nr. 52 sowie weitere Beispiele.