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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 452

Hirschfänger, Kombinationswaffe mit Steinschlosspistole,
deutsch oder österreichisch, um 1790

Messinggefäss, aus gegossenen, ziselierten Teilen zusammengesetzt, vergoldet und berieben. Parierstange mit kurzen, vierkantigen Armen, gerundeten, etwas knauf- und ortwärts gebogenen Enden, Dekor bestehend aus Flechtbändern und Blüten. Auf der Parierstangenbasis die Darstellung eines ovalen Medaillons mit Urne zwischen Blattgirlanden. Stark ortwärts gebogenes Stichblatt, Dekor: Mit Blattgirlanden behangene grosse Zierurne zwischen weiteren Blattgirlanden, Ranken- und Blattwerk. Ebenholzgriff mit schmalen Seitenkanten, Zwinge, beidseitig je drei ovale Dekorrosetten, Vernietrosette.
Gerade Rückenklinge ( Länge 57,9 cm, Breite 3,6 cm), breiter Hohlschliff, Rückenkannelüre, Ätzdekor: an der Basis ein Krückenkreuz, dann Jägerin mit Gewehr und Jagdhorn, darüber Schriftband «La DIANE», Rückseite mit Hirschdarstellung. Auf der rechten Klingenseite wurde eine Steinschloss-Taschenpistole befestigt, eiserner Rundlauf, Länge 10,5 cm, Kal. 8,5 mm. Der Abzug liegt verdeckt unter dem Stichblatt.

Gesamtlänge: 73,6 cm, Gewicht: 850 g
Provenienz: Aus Privatbesitz, Dagmersellen (Kt. Luzern) 1953.

Kommentar

Die kleinkalibrigen, im 18. Jahrhundert bevorzugt mit Hirschfängern kombinierten Steinschlosspistolen, welche den zeitgenössischen Taschenpistolen entsprachen, waren für jagdliche Zwecke eher ungeeignet. Die als Jagdwaffen gebräuchlichen Steinschlosspistolen wiesen ein grösseres Kaliber von ca.15 – 18 mm auf. Dass die Hirschfängerpistole für den «Gnadenschuss» verwendet wurde, wie H. G. Frost schreibt, ist aus praktischen, vor allem aber aus jagdhistorischen Gründen in Abrede zu stellen. Im 18. Jahrhundert erhielt das verwundete Rot- und Schwarzwild nach wie vor den Fangstoss mit der blanken Klinge. Weil die kürzeren und im Vergleich zu den damaligen Degen handlicheren Hirschfänger auch Reisenden als Bewaffnung dienten, mochte die auf kurze Distanz zu gebrauchende Taschenpistole als zusätzliche Waffe zur Selbstverteidigung ganz nützlich sein. Zum «Hirschfänger» allgemein siehe auch Be 447, Kommentar.
Literatur: Howard L. Blackmore, Hunting weapons, London 1971, S. 42/43, Abb. 38. Dean, Court & Hunting swords op. cit., S. 81, Nr. 36. H. Gordon Frost, Blades and Barrels, El Paso 1972, S. 120/
129. Lewerken, Kombinationswaffen op. cit., S. 226/228. Herbert H. Westphal, Blankwaffen im Museum Jagdschloss Kranichstein, Regensburg 2010, S.19-23, 42-43, Nr.9, Hirschfänger mit Steinschlosspistole.