Spitze in Form einer rhombischen Klinge (Länge 52 cm), im Mittelteil zwei lange, schmale Durchbrüche, an der Basis ein Kranz von sechs Dekorspangen, jede mit einem geschnittenen Maskaron. Ornamental durchbrochenes Blatt mit halbmondförmiger Schneide und breitem Halsansatz, auf der Blattober- und Unterkante je ein hakenartiges Zierelement. Schnabelhaken ebenfalls durchbrochen gearbeitet. Im Zentrum des Blattes und des Schnabelhakens wurde beidseitig auf gleicher Höhe ein gegossener Frauenkopf-Maskaron aus Messing mit Frauenkopf befestigt. Das Eisen weist im Bereich der Schaftführung einfache Dekorgravuren auf. Zwei Schaftfedern, Achtkantschaft, Rest einer grünen Bemalung, Stiefel.
Gesamtlänge: 266,3 cm, Gewicht (mit Schaft): 2475 g
Provenienz: Galerie Fischer, Luzern 1958.
Die Waffe gehört zu einer Gruppe von italienischen Paradehalbarten, die Boccia (1985) in den Anfang des 17. Jahrhunderts datiert und als «venezianisch» bezeichnet, gemeinsame Merkmale sind: 1. Spitze in Form einer rhombischen Klinge mit zwei oder drei langen, schmalen Durchbrüchen, die längs der Mittelkante verlaufen. 2. Fünf- oder sechsteiliger Spangenkranz mit Maskarons an der Spitzenbasis. 3. Halbmondförmiges Blatt und Schnabelhaken mit grossen Durchbrüchen. 4. Auf Blatt und Schnabelhaken je eine gegossene, maskaronartige, wohl ursprünglich vergoldete Dekorplakette aus Messing oder Kupfer, bekannte Formen, A = Frauenkopf , B = Kriegerkopf mit Helm, C = Löwenkopf. Möglicherweise stammen ähnlich verarbeitete italienische Luntenspiesse «buttafuoco», auch als «mezze picche» bezeichnet, welche die charakteristischen Merkmale dieser Paradehalbarten, z. B. durchbrochene Spitzen, Dekorspangen und Plaketten aufweisen, aus der gleichen Produktion.
Literatur: Claude Blair, Arms, Armour and Base-Metalwork, The James A. de Rothschild Collection at Waddesdon Manor, Fribourg 1974, S. 215/217. Boccia/Coelho, Armi bianche op. cit., S. 379/380, Nrn. 452/453. Boccia, Stibbert op. cit., S. 154, Nrn. 515, 517, 519 mit Abb. Boccia/Godoy, Museo Poldi Pezzoli I op. cit., S. 159, Nr. 525/527, Abb. 550, 557/558, S. 161, Nr. 539, Abb. 567. L’Armeria reale di Torino, hg. Franco Mazzini, Torino 1982, S. 376, Nr. 246 mit Abb. Heinrich Müller, Hartmut Kölling, Europäische Hieb- und Stichwaffen, Berlin 1981, S. 392, Nr. 256.