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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 1

Schwert, deutsch, um die Mitte des 13.Jahrhunderts , ritterliche Waffe, aus dem Rhein bei Mainz.

Schwert, deutsch, um die Mitte des 13.Jahrhunderts, ritterliche Waffe, aus dem Rhein bei Mainz. Eisen, stark korrodiert, Wasserfund. Kugelknauf, Parierstange von quadratischem Querschnitt (Länge 19 cm), kleine Griffholzreste. Klinge: flache, vierkantige Angel, gegen die Parierstange hin breiter werdend, Länge des Griffstückes (Hilze fehlt) 12,8 cm. Zweischneidige Klinge ( Länge 97 cm, Breite 5,6 cm), breiter Mittelhohlschliff, restaurierte Bruchstelle im Ansatzdrittel, im Ort gerundet.

Gesamtlänge: 115,8 cm Gewicht: 1520 g
Provenienz: Galerie Fischer, Luzern, 22.11.1962, Nr.55.

Kommentar

Mittelalterliche Schwerter mit Kugelknäufen sind ausserordentlich selten, obschon man annehmen könnte, die einfache Kugelform habe sich als Knauf geradezu aufgedrängt. Die scheiben- und paranussförmigen Schwertknäufe des 12. und 13.Jahrhunderts wurden im 13./14. Jahrhundert allmählich von kugeligen Knäufen abgelöst, die jedoch terz-und quartseitig mehr oder weniger grosse Flächen aufweisen. Über die Gründe die zur Seltenheit des Kugelknaufs bei ritterlichen Schwertern beitrugen können bestenfalls Vermutungen angestellt werden. Bei der Wahl eines Schwertknaufs dürfte seit dem 11./12.Jahrhundert dessen Funktion beim der Ausbalancieren der Waffe, dem ein-oder zweihändigen Führen derselben usw., eine entscheidende Rolle gespielt haben. So liess sich bei Kugelknäufen von einer gewissen Grösse über die beidseitige Abflachung in den Fronten Gewicht einsparen, was wiederum grössere Knaufdurchmesser möglich machte. Abgeflachte und zusätzlich gefaste, d.h. im Kantenbereich geschrägte Kugelknäufe waren zudem handlicher. Funktionelle und dekorative Aspekte spielten bei der Knaufgestaltung auch eine Rolle; Flächen boten mehr Raum für wirkungsvolle Verzierungen. Vierkantige, gerade Parierstangen und Klingen mit langen Mittelhohlschliffen sind in dieser Verarbeitung schon bei Schwertern des 12.Jahrhunderts nachweisbar. Es handelt sich bei dieser Waffe um ein schönes Beispiel eines für den Hieb konzipierten ritterlichen Schwertes der späten Staufferzeit
Literatur: R.Ewart Oakeshott, The Sword in the Age of Chivalry, New York/Washington 1964, S.100, Knauf Typ R, Tafel 4, Type XI, D., 2.Hälfte 12.Jh. Ada Bruhn Hoffmeyer, Middelalderens Tueaeggede Svaerd, Bd.2, Kobenhavn 1954, Tafel 14, Abb.c. Seitz, Blankwaffen I op.cit., S.154, Abb.93.