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zur Zeit nicht ausgestellt
Inv.-Nr.: Be 201

Säbel, französisch oder schweizerisch um 1790/1800, Offizier, Infanterie.

Messinggefäss, versilbert, stark berieben. Griffkappe mit gewellten Seitenkanten, Vernietknauf, der flache Griffbügel weist in der Mitte eine langovale Öffnung auf und mündet in das durchbrochen gearbeitete, spitzovale Stichblatt. Die Seitenkanten des Griffbügels und des Stichblatts sind gewellt, die beidseitig des Klingenansatzes symmetrisch angelegten, langen Stichblatt-Durchbrüche werden in der Mitte von Stegen unterbrochen. Die beiden S-förmig geschweiften Seitenbügel sind durch Stege mit dem Stichblatt verbunden, zwischen den Seitenbügeln ein gebogener Steg. Mit geschwärztem Leder bespannter, gerillter Griff, feine Kupferdrahtwicklung.
Rückenklinge (Länge 74,8 cm, Breite 3,9 cm), breiter Hohlschliff, im Ortbereich zweischneidig, Ansatzdrittel gebläut, Ätzdekor. Schwarze Lederscheide, Messinggarnitur versilbert, berieben, Mundblech mit Tragring, geschlagene Marke, «C.D», Ringband, Stiefel samt Schlepper. Die Garnitur weist terzseitig einen punzierten, einfachen aus Bordüren bestehenden Dekor auf.

Gesamtlänge: 88 cm Gewicht (ohne Scheide): 890 g
Provenienz: Scherzinger, Sargans (Kt.St.Gallen) 1956.

Kommentar

Dieses Säbelmodell scheint um 1780 zuerst von den sechs Mineurkompanien, Teil des Corps Royal d'Artillerie unter dem Kommando des Grafen de Gribeauval, geführt worden zu sein. In der Revolutionszeit bis um 1800 war dieser Säbeltyp «dit de Mineur» vor allem in Frankreich sehr verbreitet. Er fand sowohl als Infanterie- aber auch als Kavalleriewaffe Verwendung. Mit den französischen Truppen oder durch Importe gelangten einige Exemplare in die Schweiz. Schweizerische Degenschmiede wie der zu Ende des 18.Jahrhunderts in St.Gallen aktive Daniel Girtanner (1754-1823) produzierten Waffen in der Art der französischen Modelle. Bei der vorliegenden Waffe wurde eine ältere Klinge mit Ätzdekor remontiert und vorgängig so gebläut, dass die Bläuung den vorhandenen Ätzdekor bedeckt. Ein gleichzeitiger Versuch gewisse geätzte Dekormotive zu vergolden scheiterte.
Literatur: Aries, Armes blanches op.cit., 2 Fasc.1967, «Sabres d'infanterie dits de mineur & variantes du début de la Révolution», Abb.1-7. Christian Blondieau, Sabres Français, 1680-1814, Poitiers 2002, S.97,159. Lhoste, Sabres op.cit., S.319, Nrn.580, 581. Jean Pierre Martin, Les armes blanches de la Révolution, La Tour-du-Pin 1985, S.106. Schneider, Griffwaffen 18./19.Jh. op.cit., S.12, Nr.12 mit Abb. Schneider, Schweizer Waffenschmiede op. cit., S.121. Auktion Peter Ineichen, Zürich, 10.5.1983, Nr.503, gleicher Gefässtyp. Pétard, Sabres & Epées III op. cit., S.87, Nr.161, S.90.